Geschäftsreisen verlaufen oft alles andere als ruhig. Stau, Baustellen und stockender Verkehr auf der Autobahn; Züge fahren, wie sie wollen, wann sie wollen, und von Funklöchern fangen wir gar nicht erst an. Am Zielort angekommen bleibt dann meist keine Zeit mehr durchzuatmen, denn die ersten Meetings warten schon. Das Ergebnis: Stress.
Das wollen wir in Zukunft vermeiden!
Zeit, umzudenken und die Potenziale von langen Dienstreisen auszuschöpfen. Denn wo Stress ist, da kann durch einfache Achtsamkeitsrituale auch ganz schnell wieder Ruhe einkehren.
In diesem Artikel zeigen wir Ihnen wirksame und alltagstaugliche Tipps für mehr Gelassenheit auf Geschäftsreisen – egal ob Sie mit dem Auto oder dem Zug unterwegs sind.
Was bedeutet eigentlich Achtsamkeit?
Der Begriff Achtsamkeit hat seine Wurzeln im Buddhismus und stammt vom mittelindoarischen Wort „sati“.
In westlichen Kulturen wurde das Konzept der Achtsamkeit vor allem durch die Arbeit von Jon Kabat-Zinn bekannt. Der amerikanische Professor (University of Massachusetts), entwickelte in den 1970er Jahren das Programm der Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR) und unterrichtete Achtsamkeitsmeditation, um Menschen im Umgang mit Unruhe, Ängsten und Krankheiten zu helfen.
Achtsamkeit ist von Augenblick zu Augenblick gegenwärtiges, nicht urteilendes Gewahrsein, kultiviert dadurch, dass wir aufmerksam sind. Achtsamkeit entspringt dem Leben ganz natürlich. Sie kann durch Praxis gefestigt werden.
Jon Kabat-Zinn, 108 Momente der Achtsamkeit
Achtsamkeit bedeutet:
Im gegenwärtigen Moment – also im Hier und Jetzt – präsent zu sein. Die Gedanken schweifen nicht in die Zukunft oder die Vergangenheit ab. Kein „Was wäre, wenn?“, sondern nur „Was ist gerade jetzt?“.
Gegebenheiten ohne Wertung wahrzunehmen. Gefühle, Geräusche und Empfindungen beobachten, ohne sie gleich einordnen oder verändern zu wollen.
Sich selbst und anderen gegenüber auch in stressigen Situationen offen, freundlich und aufgeschlossen gegenüberzutreten.
Achtsamkeit hilft uns dabei, bewusst mit uns selbst und unserer Umwelt umzugehen.
Wenn Sie sich täglich ein paar Minuten Zeit nehmen, um Achtsamkeitsübungen durchzuführen, können Sie deutlich besser mit stressigen Situationen umgehen – und unterwegs einen kühlen Kopf bewahren.
Warum ist Achtsamkeit auf Dienstreisen besonders wichtig?
Sich unterbewusst anbahnend, fällt Stress häufig erst auf, wenn es bereits zu spät ist.
Dienstreisen…
…verändern den gewohnten Tagesrythmus und Schlafzyklus
…überfluten uns mit vielen neuen Eindrücken
…sorgen häufig dafür, dass Bewegung zu kurz kommt
Und all diese kleinen Faktoren sind Stressauslöser.
Unsere Achtsamkeitsrituale helfen Ihnen, Stress frühzeitig bewusst zu unterbrechen – mit positiven Effekten für Gesundheit, Produktivität und Stimmung.
Die größten Ereignisse, das sind nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden.
Friedrich Wilhelm Nietzsche
Achtsamkeit für Autofahrten: 5 einfache, aber wirksame Rituale
Entspannung vor der Abfahrt
Bevor Sie den Motor starten, nehmen Sie sich zwei Minuten Zeit. Fenster öffnen, tief durchatmen, die Hände bewusst ans Lenkrad legen. Horchen Sie in sich hinein:
Was spüren Sie gerade?
Zum Beispiel: die Maserung des Lenkrads, die Form des Autositzes, Ihre Körperhaltung
Was riechen Sie gerade?
Zum Beispiel: das Leder der Autositze, das eigene Parfüm, Gerüche, die von draußen hereinströmen
Was denken Sie gerade?
Zum Beispiel: Brauche ich nachmittags meine Jacke? Kann ich meine Semmel jetzt schon essen? Werde ich im Stau stehen?
In welcher Stimmung sind Sie gerade?
Zum Beispiel: aufgeregt, voller Vorfreude, nervös, glücklich
Anschließend atmen Sie tief ein und aus und starten das Auto – und zwar bewusst!
Ruhe statt lauter Musik
Normalerweise läuft beim Autofahren das Radio. Pop-Musik, Rock-Musik und alles, was im Moment angesagt ist. Starten Sie Ihre nächste Fahrt doch mal mit einer geführten Atemübung oder einer beruhigende Musik-Playlist
Genres: Ambient, Chillout, klassische Musik, Lo-Fi, Meditationsmusik, Soft Jazz, Akustik-Pop
Achtsame Kaffeepausen
Legen Sie statt dem schnellen Kaffee To-Go auf Ihrer nächsten Autofahrt eine richtige Pause ein.
Halten Sie an, steigen Sie aus, gehen Sie ein paar Schritte und trinken Sie Ihren Kaffee im Stehen. Das ist nicht nur gut für Ihr Wohlbefinden, sondern oftmals auch für Ihr Oberteil.
Rote Ampel? Stop-and-Go Verkehr? Stau? Zeit zum Durchatmen!
Machen Sie sich unliebsame Pausen zu Nutze!
Lassen Sie Ihre Schultern kreisen, lockern Sie Ihre Gesichtsmuskulatur (ja – schneiden Sie ruhig ein paar Grimassen!) und hören Sie bewusst in Ihren Körper hinein. Kleine Pausen wie diese können eine große Wirkung haben!
Dankbarkeit als Reisebegleiter
Überlegen Sie sich während der Fahrt drei Dinge, für die Sie gerade dankbar sind. Das hilft, den Fokus weg vom Stress und hin zu mehr Positivität zu lenken.
Was würde ich jemandem erzählen, der fragt, was heute gut war?
Welchen Menschen in meinem Umfeld möchte ich gerne Danke sagen?
Achtsamkeit für Zugfahrten: 5 einfache, aber wirksame Rituale
Bewusster Start
Bevor Sie Ihr Handy zücken, ein Telefonat annehmen oder E-Mails checken, lehnen Sie sich zurück, blicken Sie aus dem Fenster und spüren Sie die ersten Minuten der Fahrt ganz bewusst.
Horchen Sie auch hier wieder in sich hinein:
Was spüren Sie gerade?
Zum Beispiel: den Stoffbezug Ihres Zugsitzes, das Material Ihrer Reisetasche, die Papiertüte mit der belegten Semmel darin
Was riechen Sie gerade?
Zum Beispiel: den Kaffee Ihres Sitznachbarn, die Mischung verschiedener Parfüms in der Luft
Was denken Sie gerade?
Zum Beispiel: Wird mein Zug pünktlich ankommen? Worüber geht das Gespräch hinter mir wohl? Kann ich meine Augen ein paar Minuten schließen?
In welcher Stimmung sind Sie gerade?
Zum Beispiel: aufgeregt, voller Vorfreude, nervös, glücklich
Anschließend können Sie sich an die Arbeit machen.
Ein kleines Notizbuch kann Wunder wirken
Nehmen Sie auf Ihre nächste Reise ein Notizbuch und einen Stift mit. Schreiben Sie ein paar Gedanken zu Ihrem bevorstehenden Tag, Ihre Erwartungen oder drei Dinge, die Sie heute besonders schätzen, auf. Das Schreiben sortiert den Kopf.
Unser Tipp: Notieren Sie Ihre Gedanken wirklich handschriftlich und nicht am Handy. Das macht einen großen Unterschied!
Geräusche wahrnehmen – ohne zu werten
Anstatt sich über das Telefonat hinter Ihnen zu ärgern, die Unterhaltungen der Fahrgäste zu verteufeln oder sich innerlich über das monotone Rattern des Zugs aufzuregen, nehmen Sie diese Geräusche doch einfach bewusst wahr.
Werten Sie sie nicht als gut oder schlecht, sondern hören Sie einfach zu.
Genau darin liegt der Kern der Achtsamkeit: anzunehmen, was ist, ohne inneren Widerstand.
Konzentrieren Sie sich als Übung auf einen bestimmten Ton und lauschen Sie ihm für ein bis zwei Minuten.
Unauffällige Bewegungsrituale
Auch kleine Bewegungen im Sitzen helfen, Verspannungen zu lösen: Kreisen Sie Hände und Füße, rollen Sie die Schultern oder dehnen Sie vorsichtig Nacken und Rücken.
Oder stehen Sie zwischendurch auf und gehen Sie im Gang ein paar Mal auf und ab. Strecken Sie sich und fühlen Sie ganz bewusst die Dehnungen in Ihrem Körper.
Bewusstes Snacken und Trinken
Wer kennt es nicht: Nach einer Stunde sind fast alle Snacks aufgegessen. Wirklich genossen wurden sie jedoch nicht.
Verwandeln Sie Ihren Kaffee oder Snack auf der nächsten Fahrt doch in eine Mini-Auszeit. Schmecken Sie bewusst und lassen Sie sich Zeit beim Essen. Das bringt mehr Energie als jedes hektische oder unbewusste Essen unterwegs.
Ziel erreicht – Jetzt heißt es Ankommen mit Achtsamkeit
Nutzen Sie auch bei der Ankunft im Boardinghouse oder Hotel kleine Rituale, um wirklich anzukommen:
Fenster öffnen und tief durchatmen
Dankbarkeitsübung
Ein in paar Zeilen im Notizbuch schreiben
Ein warmes Getränk ohne Ablenkung genießen
Dehnübungen und Strecken
Frische Kleidung anziehen und das Gesicht waschen
Intention für den Rest des Tages setzen
15 Minuten Digital Detox: Handyfreie Zeit
Fazit: Kleine Achtsamkeitsrituale, große Wirkung
Mit nur wenigen Minuten am Tag können Sie Ihre Dienstreise entspannter gestalten: weniger Stress, mehr Wohlbefinden und Ruhe.